aus
"Heimatkunde
des Bezirkes Gmünd"
begründet von Rupert Hauer
3.Auflage, neu bearbeitet und ergänzt von einer Arbeitsgemeinschaft
unter Walter Pongratz und Paula Tomaschek :
"Heinrichs bei Weitra mit Göllitzhof"
D,KG, 9,722km/2, 186 E, 65 H, P, Pf 3962 Heinrichs, 588 m /Kirche), VS Heinrichs, HS Weitra
Dieses Reihendorf mit Hausackerlüssen liegt westlich von Unserfrau
an der Straße, die über Schagges zu Grenze führt.
Der genitivische Ortsname leitet sich von einem mhd PN "Heinrich" ab.
Diese Siedlung entstand im ersten Drittel des 13.Jhs. Sie wird in Urkunden zumeist "Heinrichs an Böhmen" oder "in böhmischen Gemärk" genannt.
Erst nach dem ersten Weltkrieg wurde der Ort in Heinrichs bei Weitra umbenannt.
In diesem Dorf stand seit der Gründungszeit ein Wehr- oder Turmhof, der
mit einem Kuenringischen Einschildritter besetzt war.
Dieser führte in der Folge auch die Geschäfte eines herrschaftlichen
Amtmannes.
1391 verglichen sich Thoman, des Amtmannes Sohn und seine Frau Anna mit
seinem Stiefvater Hoyer, wegen des Hofes "dacs
dem Hainreichs pey dem valltor". Die Urkunde siegelte der Pfleger (Verwalter)
der Herrschaft Weitra im Namen des Lehensherrn.
Dieser Freihof (1499) wurde später ein Beutellehen der Herrschaft
Weitra, das in allen Urbaren als solches aufscheint.
1499 hieß der Inhaber Paul Mayr. Dieser Hof, der heutige "Hofbauer",
lag am Ortsende der Siedlung, dort, wo das "Falltor" die Ortsstraße
bei Nacht abschloß.
1455 verlieh König Ladislaus Posthumus dem Weinhart Drugsecz unter
anderem auch in "Hainreichs" 2 Pfund Pfennig Gülten und den ganzen
Zehent auf 6 Lehen. Im selben Jahr gab der König dem Caspar Schalles auf
Engelstein Gülten und Zehente auf 3 ganzen und 2 halben Lehen sowie auf
einer öden Mühle zu "Hainreichs".
1499 umfaßte das Dorf neben dem Freihof noch 16 Lehen, 9 Halblehen
und 8 Hofstätten, von denen 2 öde waren. 10 Häuser gaben den
Zehent der Herrschaft, 7 Häuser dem Pfarrer von Weitra, für die übrigen
finden sich keine Angaben.
1581 mußten die Grundholden der Herrschaft Weitra (16 Häuser)
und die Herrschaft Engelstein (14 Vogtholden) 3 ½ Tage roboten und Vogtdienst
leisten.
Nach den Bereitungsbuch 1590/91 gehörten 14 Häuser in "Hainrichs
am Böhmischen" zur Herrschaft Engelstein.
1596 nahmen die Bewohner von Heinrichs am Bauernaufstand teil und mussten
ein Jahr später ihren Herren wieder Gehorsam schwören.
1697 verglichen sich die Grundholden der Herrschaft Weitra und Engelstein
im Dorf Heinrichs wegen der Benützung des Gemeindewaldes, von dem jedes
Haus 5 Stämme erhalten hätte sollen.
1795 hatte das Dorf 56 Häuser.
1850
konstituierte sich das Dorf "Heinrichs an Böhmen" mit 345 Einwohnern
zu einer eigenen Gemeinde, die sich 1971 der Gemeinde Unserfrau-Altweitra anschloß.
1762
erbaute Franz Josef Keuffel von Ulberg, Rentmeister der Herrschaft Weitra, eine
Betkapelle in Heinrich.
Bis 1784 gehörte Heinrichs zur Pfarre Unserfrau. Als in diesem Jahr
Heinrichs zur Pfarre erhoben wurde, erfolgte die Erweiterung der Kapelle
durch den Anbau eines Turmes und eines Presbyteriums.
1872 bis 1875 errichtete man das heutige neugotische Gotteshaus.
Die Pfarrkirche zu Marä Himmelfahrt ist ein einschiffiger Bau, außen
mit unverputzten Granitquadern. Der Hochaltar wurde 1954 von der Kirche Loiben
angekauft und mit dem alten barocken Altarbild versehen. Am Marienaltar steht
eine Barockstatur des hl. Nepomuk. 1975 feierte die Gemeinde das Fest der Errichtung
der neuen Pfarrkirche mit einem Weihespiel auf dem Kirchenplatz. An der Mandelsteinstraße
steht bei der sogenannten "Peckten Buche" (Schwedenbuche) eine 1898
errichtete Marienkapelle. Die Schule wurde zugleich mit der Pfarre errichtet.
Der Schulbetrieb wurde 1977 eingestellt. Im Bereich der Katastralgemeinde liegt
der 871 m hohe Mandelstein mit dem Gedenkkreuz der Sudetendeutschen.
Wilhelm
Romeder
Das Jahr 1945 in Weitra und Umgebung
Ereignisse, Erlebnisse, Schicksale
Mit einem Betrag von
Harald Hitz
Heinrichs
Rudolf Fritz erinnert sich an das Jahr 1945:
Bei uns in Heinrichs hat es im Krieg zur Arbeit in der Landwirtschaft einige
serbische Gefangene gegeben.Sie wurden von einem aus Amstetten stammenden Soldaten,
Dorner, bewacht. Obwohl er zu Hause Frau und fünf Kinder hatte, fing er
in Heinrichs mit einem Mädchen eine Beziehung an, was ihn nicht gerade
beliebt machte. Zwei dieser Gefangenen hatten bereits einmal einen Fluchtversuch
unternommen und waren dabei ziemlich weit gekommen, wurden aber schließlich
gefaßt. Bei einem zweiten Fluchtversuch wurden sie außerhalb von
Weitra wieder gefangengenommen. Dorner musste sie in der Folge abholen. Er ging
mit seinem Gewehr hinter ihnen und merkte, dass sie ständig etwas murmelten.
Er warnte sie - sie konnten bereits ganz gut Deutsch - vor einem weiteren Fluchtversuch.
Bei der Roten Lacke zwischen Schagges und Heinrichs sprangen sie jedoch in den
Wald. Dorner schoß nach und traf beide. Kurze Zeit danach kam ich mit
meinem Milchfuhrwerk vorbei und erkannte die Situation. Bei der Obduktion ergab
sich, dass beide einen Herzschuß erlitten hatten. Nach dem Krieg hat es
dann diesbezügliche Erhebungen gegeben, und man wollte ihn zur Verantwortung
ziehen. Er sagte jedoch immer, er habe nur seine Pflicht getan. Hätte er
sie nicht erschossen, sondern rennen lassen, hätte er sicherlich "eins
auf den Deckel" gekriegt. Die Leute aber sagten, die wären auch Menschen,
wenn auch Feinde. Er hätte ja auch auf die Füße zielen können.
Doch damals hat es diesen Rassenwahn gegeben.
Dorner blieb nach dem Krieg in Heinrichs, und als dann seine Frau gestorben
war, heiratete er das Mädchen. Er war ein tüchtiger Arbeiter und konnte
besonders mit Pferden gut umgehen. Als viel später dann in Heinrichs die
Wasserleitung gebaut wurde, waren jugoslawische Gastarbeiter beschäftigt,
die ihn wegen dieser Angelegenheit mehrmals in Diskussionen verwickelt haben.
Nach Jahren ist er dann eines Tages mit Hacke und Säge in den Wald gegangen,
jedoch nicht mehr heimgekommen. Er wurde tagelang gesucht - es war im Sommer
gerade zum Kornschneiden - aber nicht gefunden. Erst ein Jahr später wurde
er in einem Loch in der Nähe des Mandelsteines auf der "Harbäcker-Seite"
entdeckt. Er hatte sich mit einer Pistole erschossen, nachdem er das Loch mit
Reisig zugedeckt hatte. Er erhielt zwar kein kirchliches Begräbnis, wurde
aber am Grab eingesegnet.
Zu Kriegsende sind Massen von deutschen Soldaten als Kriegsgefangene durch den
Ort getrieben worden. Die Einwohner haben Erdäpfel im Futterdämpfer
gekocht und auf die Straße gestellt, damit die "armen Teufel"
nicht verhungern sollten. Sogar Leute aus Weitra sind dazumal durchgekommen.
Zwischen Pyhrabruck und Schagges sind vier der Kriegsgefangenen erschlagen oder
erschossen worden. Andere Soldaten mussten an Ort und Stelle eine Grube machen,
in die sie in eine Zeltbahn eingewickelt hineingekommen sind. Später wurden
sie exhumiert und am Friedhof beigesetzt. Ich habe auf ihrem Grab ein Kreuz
errichtet, doch heute liegt niemand mehr darinnen.
Als dann die Vertreibungen aus Böhmen losgegangen sind, was so manches
Stüberl mit Flüchtlingen, oft bis zu drei Familien, angestopft. Von
Haus zu Haus waren sie so geschlichtet. Doch wer hätte diese armen Leute
mit ihrem kleinen 30-Kilo-Binkerl abweisen können? Der Wagnermeister aus
Naglitz ist jede Nacht immer wieder hinüber und hat so sein ganzes Werkzeug
in Sicherheit bringen können. Nur solche die gute Beziehungen zu einen
einflussreichen "Böhm" hatten, konnten sogar Tiere schlachten,
auf einen Wagen laden und über die Grenze fahren.